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Wer bist du, wenn alles verstummt?

  • Autorenbild: Meret Yannice Wälti
    Meret Yannice Wälti
  • 27. Aug.
  • 2 Min. Lesezeit

In Stille zu sein ist schwer für mich,

erst recht nach so viel Lärm,

so viel Aktivität,

so viel Arbeit,

so vielen Menschen,

Eindrücken,

Reizen,

Emotionen.


So viel aussen.


Doch was passiert mit dem Innen, wenn wir so stark im Aussen leben?


Es verkommt.

Es verkümmert.

Es erkennt uns nicht mehr.


Von 100 auf 0 habe ich allen Lärm verstummen lassen.

Doch das Nervensystem fährt nicht auf Knopfdruck herunter,

nicht in einem Tag, nicht in zwei.


Mehrere Tage brauchte es mich,

bis ich ein bisschen weniger an meine Listen dachte,

bis ich weniger das Gefühl hatte, irgendetwas erreichen zu müssen,

irgendwas aus meinem Leben, meinem Alltag zu machen,

zu performen, zu genügen.

Sondern einfach nur zu sein.


Ich kann kaum sein,

ich denke immer.

Es denkt mir immer,

manchmal zwanghaft.

Mein Verstand giert nach Dopamin, ist süchtig danach.

Neue Gedanken, neue Ideen, hier ein Durchbruch, dort ein Gespräch, hier noch was hinterlassen.

Ich muss ihn unterbrechen,

den Fluss der Gedanken,

doch er reisst mich mit,

zieht mich hinab.


Getaucht,

kurz kann ich nach Luft schnappen,

das Jetzt spüren,

nicht denken,

doch dann überschwemmt es mich wieder.


Ich habe früher viel meditiert,

was mich beruhigte,

jeden morgen im Zug, im Bus,

in meinem Zimmer,

wo immer ich konnte,

doch dann wurde ich zu faul,

wollte meine Gedanken nicht mehr beobachten,

nur noch leben leben leben

machen machen machen

erreichen erreichen erreichen

selbstständig erfolgreich sein

meine Träume erfüllen

am liebsten alles mit 30 erreicht haben

den perfekten Hund haben

372926382 zufriedene Kund:innen

gleich mein 2. Buch rausbringen, eines reicht irgendwie nicht

und ist ja doch nur ein Kinderbuch

nur so ein „kleines Projekt“, wie der alte weisse Mann zu uns sagte.

Doch ich will wirklich Autorin sein,

das Buch, das ich seit 6 Jahren in mir trage, endlich gebären,

gleichzeitig ein Unternehmen aufbauen; ein weiteres,

mein erstes Schreibretreat leiten

reisen

überall hin

nur nicht zurück zu mir.


zurück zu meiner Selbst.


zurück zu dem, was ich eigentlich bin.

abseits von aller Leistung,

abseits von der Performance,

abseits meines Körpers,

meines Intellekts,

meines Humors,

meines Tuns.


Doch was bleibt?


Wer sind wir, wenn wir nicht tun?


Wer bist du?


ree
















Yung Pueblo, How to love better





***Ich war im August 2025 drei Wochen auf einer "Entschleunigungsreise" ohne Social Media, Arbeit und möglichst wenig Ablenkungen. Diesen Text habe ich am zweiten Tag verfasst.






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© 2022  Meret Yannice Wälti

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